Dating Trendbericht: Wearables können Onlinedating wieder sozialer machen

<< Auszug aus Kapitel 4 "CEO OF LOVE - Dating Trendbericht 2015 >>

Tragbare Technologie steht schon seit langem auf der Tech-Themenliste ganz oben, aber mit der lang erwarteten Einführung der Apple-Watch könnte 2015 der Durchbruch kommen. Die sogenannten Wearables werden am oder sogar im Körper des Anwenders getragen, zum Beispiel als Uhren, Armbänder, Fitness-Tracker und andere intelligente Kleidungsstücke.

Die Einführung der umstrittenen Google Glass Brille wurde bereits Anfang 2013 eifrig diskutiert, wie man es in der Google Trends Kurve leicht ablesen kann.Smartwatches wie Samsungs GALAXY Gear oder die Apple-Watch werden garantiert die nächsten Schlagzeilen zum Thema Wearables liefern. Die meistverkauften – wesentlich weniger spektakulären – Geräte sind aber aktuell noch Fitness-Tracker wie Fitbit, Jawbone up oder Nike + Fuelband.

Quelle: Google Trends: Stichwort "Wearables", weltweites Interesse im Zeitverlauf

Der Wearables Markt hat laut Heise massives Wachstumspotenzial:
Die Schweizer Großbank Credit Suisse sieht den Markt für tragbare Technologie innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 30 bis 50 Milliarden USD anwachsen. Es wird mit jährlichen Wachstumsraten von 40 Prozent gerechnet. Es liegt auf der Hand, dass sich angesichts solcher Erwartungen der Wettbewerb intensivieren wird, deshalb wird entscheidend sein, welche Mehrwertdienste und Innovationen diese neuen Gadgets begleiten werden.

Obwohl ein Großteil der vorhandenen Wearables und Apps für Sport- und Gesundheits-Tracking verwendet werden, könnten Wearables natürlich auch beim Onlinedating zum Einsatz kommen. In unserer CEO of LOVE Interview-Serie fragten wir die Entscheidungsträger hinter führenden Dating-Diensten weltweit nach Wearables in der Dating-Branche. Zoosk CEO Shayan Zadeh meint: "Ich kann mir vorstellen, dass Dating Apps in 3-5 Jahren mit tragbarer Technologie verwendet werden."

Sigurd Vedal, Victoria Milan, erklärt die Faszination für Dating Unternehmen:

„Langfristig könnten Wearables die Tech Branche und das Leben der Menschen verändern. Wenn, dann werden sie auch die Dating Branche verändern – dann wäre eine mobile App für die Apple Watch auch der offensichtliche nächste Schritt. Der Wearables Trend zieht viele Investoren und viel Geld an. Wie man bei Kickstarter sieht, erreichen die meisten Gadgets ihr Finanzierungs-Ziel. Es ist ein faszinierender Prozess und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, wie er sich entwickelt.“

Carsten Böltz beschreibt, wo er das (etwas eingeschränkte) Potenzial in der Dating-Branche sieht:

„Natürlich werden Wearables neue Produkte und Angebote auf den Plan rufen. Die seriöse Partnervermittlung wird aber vermutlich am wenigsten betroffen sein. Ernsthafte Partnersuche ist ein bedachter und behutsamer Prozess, bei dem man sich Zeit lässt, um die oder den Richtige/n zu finden. Wearables kommen eher im Casual-Bereich zum Einsatz, vor allem im Zusammenhang mit location-basiertem Matching.“

Beispiele für Wearables in der Dating-Branche

Der Wearables Trend nimmt so langsam Fahrt auf. Im Juli 2014 wurde Tinder für den Einsatz auf AndroidWear™ vogestellt, so dass die User nicht mehr auf ihre Smartphones beschränkt sind. Die beliebte Dating-App kann bereits in einer abgespeckten Version auf Android Smartwatches oder anderen künftigen AndroidWear™ Geräten verwendet werden.

 

Quelle: Tinder Blog

Match.com – eine der größten Dating-Sites weltweit – hat auch eine AndroidWear™ App. Die App unterstützt unter anderem Puls-Benachrichtigungen und ermöglicht Benutzern, per Sprachbefehl auf eine Nachricht zu reagieren. Matches werden aktualisiert, wenn der Benutzer sich von einem Ort zum anderen bewegt.

In unmittelbarer Nähe Singles finden

Ständig, immer und überall - auch unterwegs - mit Singles in der Nähe verbunden zu sein, ist keine reine Science-Fiction-Fantasie mehr. Neue Generationen von Dating-Apps nutzen iBeacons bereits in Verbindung mit tragbarer Technologie.

Ein Projekt des Designstudios LUNAR zeigt, wie die Zukunft aussehen könnte. LUNAR hat ihre Design-Praktikanten um Entwürfe von Dating-Produkten gebeten, die gedanklich einen Schritt weiter gehen, Spaß machen und gleichzeitig die Lücke zwischen der digitalen und der realen Welt schließen können.

Eines der Produkte, die dabei heraus kamen, ist Connect, ein Armband, das dabei helfen kann, das Eis zu brechen, wenn man unterwegs neue Leute begegnet. Das Armband sendet ein subtiles Leuchten, um anderen zu zeigen, dass sein Träger offen für neue Kontakte ist. Einige abstrakte Symbole können dabei eine Stimmung oder Eigenschaft kommunizieren. Ein anderes Produkt ist ein Anhänger, der vibriert, wenn ein potenziell interessanter Single mit gemeinsamen Interessen sich in der Nähe befindet. Die Informationen stammen von Apps und sozialen Netzwerken, die bereits genutzt werden.

   

Quelle: LUNAR, Moondust Projekt 2014

Können Wearables unser Sexualleben verbessern?    

Wenn man von Wearables spricht, sollte man eine schon länger existierende Kategorie im Bereich der tragbaren Technologie - die schon lange vor intelligenten Uhren Bestand hatte – nicht vergessen: Sex-Spielzeug

Ein interessantes Produkt in dem Segment ist Vibease, ein intelligenter Vibrator, der mit einer App verbunden ist. Frauen können eine voreingestellte Geschichte bzw. Phantasie wählen und der Vibrator passt die Intensität basierend auf der Erzählung an. Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, den Vibrator von einem Partner kontrollieren zu lassen. Der kann seine Partnerin dann mit benutzerdefinierten Vibrationen von überall auf der Welt verwöhnen.

Quelle: Vibease.com

Skepsis und Grenzen: Wearables im Dating Sektor

Ein nachhaltiger Trend bedarf viel mehr als jede Menge medialen Hype. Viele der Dating CEOs, die wir interviewt haben, sind skeptisch oder nur vorsichtig optimistisch. Sie haben schon zu viele Trends kommen und gehen sehen, und wollen die Bedeutung dieser neuen Technologie nicht zu früh überschätzen.

Thomas Schröder (Interfriendship) nimmt’s mit Humor: "Wearables sind wichtig: ein gebügeltes Hemd und gepflegte Schuhe. [...] Schon wird's 'was mit dem Kennenlernen. Ohne das hilft technischer Schnickschnack erwachsenen Menschen auch nicht weiter." Ravy Truchot, CEO von Gleeden, sieht die Vorteile, aber nicht das Potenzial für eine revolutionäre Veränderung: "Mit Wearables lernt man Menschen unmittelbarer kennen, aber ich glaube nicht, dass Wearables die Art, wie Onlinedating genutzt wird, revolutionieren werden."

Sigurd Vedal von Victoria Milian weist darauf hin, "Meiner Meinung nach sind sich nicht einmal die Hersteller von Wearables sicher, ob sie etwas verändern werden," während Heinz Laumann (C-date) einen der Haupt-Mängel der neuen Gadgets festmacht: "Ich denke nicht, dass wir Schriftgrösse 1 in Zukunft besser lesen können als heute. Und um detaillierte Informationen auf ein uhrengrosses Display zu bekommen, braucht man Schriftgrösse 1."

Vielleicht wird die aktuelle Einstellung zu Wearables am besten von LOVOO CMO Tobias Börner zusammengefasst: "Für "Wearables“ werden andere Segmente wie Kommunikation, Fitness und Health stärker im Fokus stehen. Dennoch müssen sich auch Produkte im Dating-Segment ständig weiterentwickeln und neue Technologien verwenden. Wenn in Zukunft die breite Masse "Wearables“ konventionell nutzt, dann kommt keine App an einer entsprechende Integration und Optimierung vorbei." 

Die Zukunft der Wearables beim Dating

Wearables habe noch einen langen Weg vor sich. Bestehende Produkte sind alles andere als weit verbreitet und beschränken sich auf Anwendungen im Bereich Gesundheits- und Fitness-Tracking, doch die Einführung der Apple Watch 2015 könnte „alles ändern“, wie Apple-Produkte es so häufig tun. Sobald Wearables die Massen erreichen, werden zahllose Anwendungen der Technologie Leben einhauchen. Dadurch könnte die nächste große Chance für neue Marktteilnehmer darin bestehen, das Dating-Erlebnis mit Wearables komplett zu überdenken. Vielleicht erhält man in Zukunft durch ein diskretes Vibrieren der Uhr oder eines Armbandes Benachrichtigungen, wenn interessante Singles in der Nähe sind. Gemeinsam können zwei Teilnehmer ihren Herzschlag mit der App austauschen, um herauszufinden, ob das Herz bei dieser Paarung höher schlägt. Noch nie war kennen lernen der „richtigen“ Person im Alltag so unkompliziert...

>> Die Zusammenfassung des kompletten Trendberichts lesen Sie hier >>
 

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