Menschen bleiben eher nicht mehr in langjährigen zerrütteten Beziehungen gefangen, sondern können sich befreien (Heinz Lauman, Gründer C-date im Interview)

C-Date gehört zu den Pionieren des Casual Dating Trends nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen internationalen Märkten. Im Rahmen unserer Interviewreihe “CEO of LOVE” sprechen wir mit Heinz Laumann, dem Mitbegründer des Casual Dating Marktführers. Heinz Laumann spricht über Veränderungen unserer Gesellschaft in den letzten Jahren, Wachstumspotentiale im Bereich des Casual Datings sowie über den Einfluss technologischer Trends auf die Dating Branche.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Hallo Herr Laumann, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben. Dieses Interview findet im Rahmen unserer Reihe „CEO of LOVE“ statt. Können Sie uns zunächst verraten, was Ihr Produkt besonders macht und wie sorgen Sie in einer stark umkämpften Branche für stetiges Wachstum?

Heinz Laumann: Der Schlüssel zu unserem Wettbewerbsvorteil ist der offene und ehrliche Fragebogen, den Kunden bei der Registrierung ausfüllen. Viele unserer Wettbewerber verstecken sich hinter soziodemografischen Fragen, aber unsere Registrierung konzentriert sich wirklich darauf, die erotischen Fantasien und inneren Wünsche der Menschen ans Licht zu bringen. Das Ergebnis ist gutes Matching bei Dingen, die für unsere User wirklich wichtig sind und hohe Kundenzufriedenheit.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Die Online/Mobile Dating Industrie ermöglicht einen leichten Zugang zu potentiellen Partnern. Die Anzahl der Optionen scheint endlos. Hat sich dadurch in den vergangenen 10-15 Jahren verändert, wie Menschen Beziehungen sehen? Wechseln die Leute eher mal den Partner, als sie es früher getan hätten? Ist die Entwicklung positiv?

Heinz Laumann: Ich glaube, dass sich unsere Gesellschaft stark verändert hat, wenn nicht in den letzten 15, dann doch in den vergangen 50 Jahren. Unsere Einstellungen haben sich seit den Sechzigerjahren gewandelt, als der Anblick von Ursula Andress in einem durchnässten weißen Bikini (in James Bond ‘Dr No’) noch einen Skandal verursachen konnte. Wir haben uns seitdem an erotische Bilder gewöhnt und gleichzeitig hat sich die Art verändert, wie wir unsere eigene Erotik betrachten und behandeln. Man muss nicht mehr – im übertragenen Sinne – beim Sex das Licht ausschalten. Sex und Erotik sind vielmehr Teil unseres täglichen Lebens geworden und nicht, wie es uns vielleicht die katholische Kirche glauben machen will, nur zur Fortpflanzung.

Geändert haben sich auch die Einstellungen zu Beziehungen. Menschen sind eher bereit, Partner zu wechseln. Das ist absolut gesund. Menschen bleiben eher nicht mehr in langjährigen zerrütteten Beziehungen gefangen, sondern können sich befreien und haben die Möglichkeit, glücklicher zu Leben als sie es in der Vergangenheit getan haben. Es wird auch viel später geheiratet und Viele leben 10 oder 15 Jahre als Singles, bevor sie sich trauen. Das bedeutet nicht, dass sie kein Sexleben haben, sondern dass sie mehr Beziehungen haben und mehr sexuelle Kontakte suchen.

Diese Veränderungen assoziieren wir mit westlichen Ländern, doch sie passieren überall auf der Welt, nur zu anderen Zeiten und in anderen Geschwindigkeiten. Viele arabische und islamische Länder haben beispielsweise noch sehr konservative Einstellungen zur Erotik, doch langsam sehen sie die Freiheiten, die westliche Länder genießen und bewegen sich in diese Richtung. Ich sehe daher bei arabischen und islamischen Ländern großes Wachstumspotential.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Ist Online Dating durch mobile Anwendungen stärker sexualisiert worden? Ist durch Apps wie Tinder Casual Dating im Mainstream angekommen – auch für Frauen? Wenn ja - geht der Trend weiter in die Richtung oder ist ernsthafte Partnervermittlung wieder stärker im Kommen?

Heinz Laumann: Ich denke, mobile Geräte haben Dating in Bezug auf die Geschwindigkeit verändert. Sie bekommen schneller Zugang zu anderen Menschen, aber es ist ein oberflächlicheres Erlebnis. Tinder ist wie ein Lauf durch eine große Menschenmasse - sie alle kennen zu lernen und herauszufinden, wer davon der oder die Richtige ist, macht viel Arbeit. Wenn Sie jeden einzelnen “Match” von Tinder treffen würden, dann hätten Sie locker 365 Dates im Jahr, aber das wäre teuer und aufwändig. In diesem Sinne liefern Angebote wie Tinder nicht wirklich das, was man von einer Dating-Website erwartet. Es ist eine Frage von Klasse oder Masse. Viele Leute hätten lieber weniger gute Matches als hunderte Wahllose und in Zukunft scheint es wahrscheinlich, dass viele zu Diensten zurückkehren, die einen größeren Teil der Arbeit für sie erledigen.

Die weibliche Teilnahme an Casual Dating hat nicht erst mit Tinder begonnen. Wir sehen seit 2008, dass der Frauenanteil ständig steigt. C-date bietet Frauen einen Grad der Anonymität, den sie bei diesen öffentlicheren Apps nicht bekommen. Wir achten sehr darauf, wer was bei C-date sehen kann und Frauen behalten die Kontrolle darüber, wann andere User ihre Bilder oder andere persönliche Details sehen können. Dabei fühlen Frauen sich wohl und das ist einer der Gründe, warum  wir von Frauen untereinander weiterempfohlen werden.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Analysieren Sie Nutzerdaten / Nutzerverhalten (Stichwort: Big Data) um Partnerempfehlungen zu verbessern - und wenn ja, wie? Können Sie uns ein Beispiel geben?

Heinz Laumann: Natürlich sind wir eine sehr datengetriebene Firma. Wir betrachten alle Aspekte des Nutzerverhaltens, insbesondere Indikatoren ihrer Aktivität. Mit einem Bewertungssystem identifizieren wir unsere aktivsten Mitglieder und vermitteln sie dann, wodurch wir die Qualität der Interaktionen für unsere engagiertesten Kunden erheblich erhöhen. Das ist nur ein Beispiel, aber Data Mining zur Produktverbesserung gehört für uns zur täglichen Arbeit. Bei C-date nennen wir das unser Constant Learning System (kurz: CLS).

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Wo liegt das ungenutzte Potenzial für Big Data? Was können Dating-Firmen in 3-5 Jahren machen, das heute noch nicht möglich ist?

Heinz Laumann: Ich glaube nicht an den gläsernen User. Ich denke nicht, dass das jemand will. Es ist nicht nötig, tiefer in die Daten einzudringen, um jemandem den perfekten Partner zu präsentieren. Letztendlich haben wir bereits exzellente Matchingsysteme und der Computer kann nicht alles tun. Der letzte Schritt auf der Suche nach dem perfekten Partner wird immer von menschlicher Interaktion abhängen.

Natürlich wurden neue Features eingebaut, die das Matching besser machen. Menschen wollen aber von Datingseiten nicht bis ins letzte Detail durchleuchtet werden. Dating Websites existieren teils auch, um Anonymität zu gewähren. Sonst könnten wir alle Facebook für die Partnersuche nutzen und uns taggen mit ‘suche eine Freundin’ oder ‘suche Sex ohne Verpflichtung’.

Gibt es also in fünf Jahren ein datengetriebenes Produkt, das wir heute nicht liefern können? Nein, ich glaube nicht, nicht auf eine revolutionäre Art.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: In den letzten zwei Jahren konnten wir den Siegeszug von freien Dating Apps wie z.B. Tinder erleben. Denken Sie, dass solche Apps den Marktwert zerstören und einen Einfluss auf die heutigen Marktpreise haben werden?

Heinz Laumann: All diese Angebote werden irgendwann Geld verlangen. Wir sehen das bei Tinder und Plenty of Fish, wo zahlungspflichtige Premium-Angebote eingeführt werden. Viele kostenlose Seiten und Applikationen greifen nach Marktanteilen, aber irgendwann läuft die Finanzierung ab. Es ist toll, dass Leute das tun und wir können von den dazu gehörigen Innovationen lernen, aber am Ende können die meisten Datingseiten nicht nur von Werbung leben.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Werden Wearables Online Dating verändern, so wie Smartphones es bereits getan haben?

Heinz Laumann: Nein. Ich denke nicht, dass sie Online Dating verändern werden, wie es Smartphones getan haben. Ich sehe Wearables nicht als Mittel zum Zweck, um riesige Datenmengen zu sammeln, die der User bereitwillig teilt. Wie bereits gesagt: die Leute wollen nicht zum gläsernen User werden. Ich persönlich würde es einem Dienst nicht erlauben, Daten auf diese Weise von einem Gerät zu sammeln, das ist zu persönlich.

Außerdem ist auch die Bildschirmgröße relevant. Ich denke nicht, dass wir Schriftgrösse 1 in Zukunft besser lesen können als heute. Und um detaillierte Informationen auf ein uhrengrosses Display zu bekommen, braucht man Schriftgrösse 1. Wenn Hologramme Realität werden, kann sich das ändern, aber bis dahin dauert es noch Jahre.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Ist eine mobile Version Ihrer Seiten für die Apple Watch oder andere Wearables in Planung?

Heinz Laumann: Nein, momentan nicht.  

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Was sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren, die dafür sorgen werden, dass Ihr Dienst auch in 10 Jahren noch zu den Großen der Dating Branche gehört?

Heinz Laumann: Firmenkultur und interne Firmenorganisation sind entscheidend. Jeder Teil der Organisation muss im eigenen Bereich die Konzentration, Flexibilität und Innovation bewahren, aber auch erfolgreich zusammen arbeiten, wie eine gut geölte Maschine. Die richtige interne Kultur und Strukturen führen zu der Art von innovativem Denken, durch das wir gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn behalten.

SINGLEBOERSEN-EXPERTEN: Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview Herr Laumann!

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